Content Klau und Selbstbedienung

Wie schon vor einigen Tagen berichtet, die inhaltliche Selbstbedienung nervt und scheint stark auf dem Vormarsch zu sein. Leider hat man nur Stress mit dem Thema. Wie man es dreht und wendet, alleine das Recherchieren nach Content Klauern kostet eine Menge Zeit. Als nettes Hilfsmittel hat sich Copyscape herausgestellt, das in jüngster Zeit wieder öfters Erwähnung findet, aber auch schon vor über zwei Jahren beim Aufspüren von Textklau geholfen hat.

Das Finden von geklautem Content ist eine Sache, das Umgehen damit eine andere. Das Akquiseblog hat jetzt zum Beispiel eine Vorlage von Alexander Greisle anonymisiert und veröffentlicht: Text zum Textklau. Auf dezente Art und Weise soll so der Contentdieb wieder auf den rechten Weg geleitet werden – es muss ja nicht immer gleich eine Abmahnung geschickt werden.

Was aus SEO-Sicht bedenklich am Textklau erscheint ist Googles Abneigung gegenüber doppelten Inhalten. Doch in dem meisten Fällen weicht der Inhalt aufgrund der andersartigen Aufhängung im Quelltext bzw. Seitengerüst sowie ein wenig vom Original ab und auch Googles Fähigkeiten doppelten Content zu erkennen sind doch sehr rudimentär. Selbst bei 1 zu 1 Dubletten hinkt der Googlebot oft der Zeit hinterher, insbesondere Weblogs mit ihren vielen Änderungen durch Datum, Kalender, Kommentare und Trackbacks bereiten der Duplikate-Erkennung große Probleme und sind so das ideale Instrument zum Contentklau.

Letztendlich könnten die Links von Contentklauern und Blogdieben sogar das eigene Projekt ein wenig nach oben pushen. Doch das hängt natürlich auch von der Qualität und Vertrauenswürdigkeit (aus Sicht von Google) der diebischen Seite ab. Und um die muss es nicht immer gut bestellt sein.

Doch es sind nicht nur Texte, die gerne geklaut werden. Auch Bilder gehören zu den Objekten fremder Begierde. Bilderklau geht auf zweierlei Art. Entweder indem man sich das Bild kopiert und woanders ablegt oder indem man so genanntes Hotlinking betreibt. Im ersten Fall dürfte es sehr schwer sein, den Bilderdieb zu entdecken, insbesondere wenn der Bildname verändert und dadurch nicht mehr über eine Suchmaschine gefasst werden kann. Hier hilft oft nur noch der Zufall und der Hinweis eines guten Bekannten. Im zweiten Fall reicht in der Regel ein Blick auf die Referrer im Logfile, um etwaige Verfehlungen aufzudecken.

Leider ist der Schutz vor Hotlinking mit einigen Stolpersteinen belegt, denn unkoventionelle Methoden versprechen einigen Spaß auf Seiten des Content-Diebs, leider wird dabei aber manchmal auch über das Ziel hinausgeschossen. Leider sind die Kollateralschäden manchmal schlimmer als der eigentliche Schaden. Über den läßt sich nämlich streiten.

Was am Ende bleibt ist Handarbeit. Bilder und Quellcode anpassen, beobachten, reagieren, Bilder und Quellcode anpassen, … Eine echte Sisyphusarbeit. Und wer nicht aufpasst, der ist am Ende sogar noch selber ein Bösewicht, weil nicht jedes Bild was man macht auch einem selber gehört.

Im Gegensatz zu den Bildern gibt es bei der textlichen Diebstahl-Abwehr noch ein paar mehr Möglichkeiten. So kann man z.B. wie Robert Basic den Blog-Feed kürzen und so dem Dieb einen wesentlichen Teil des Inhalts vorenthalten oder mit einer fiesen Spambot-Falle versuchen, das Übel von seinen Inhalten fern zu halten.

Vielversprechende Ansätze wurden mir auch via Email und Blog-Kommentar zugetragen. Es handelt sich dabei meist um den direkten Angriff auf’s Portemonnaie des Bösewichts. Neben den noch später angesprochenen juristischen Möglichkeiten, dem Dieb Schmerzen zu bereiten, bietet sich auch das bisweilen verpönte Verpetzen an. Sollte die Einnahmequelle des Content-Diebs zum Beispiel aus Googles AdSense bestehen, so soll das Anschwärzen des Bösewichts bei Google schon Wunder gewirkt haben. Auch ein Besuch des Google Spam-Reports mit Hinweis auf die doppelten Inhalte könnte für den Dieb unerwünschte Folgen haben.

Von extremeren Vorschlägen wie dem Unterjubeln pornografischer Inhalte, was je nach Zugriffsart sogar zielgenau klappen könnte, halte ich hingegen nicht sehr viel. Wobei man sich schon vorstellen kann, dass das auf der anderen Seite für gehörigen Stress sorgen könnte. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, selbst Anleitungen zum Bombenbau oder Beleidigungen von Politikern etc wären denkbar und dürften in der heutigen Zeit einem Blogdieb schlecht zu Gesicht stehen. Allerdings rate ich von derlei Spielchen dringend ab, solch schwere Geschütze können schnell zum Rohrkrepierer werden.

Wenn es einem zu bunt wird, so kann man sich auch mal mit den juristischen Möglichkeiten befassen. Sehr gut gefallen hat mir der Beitrag Vorsicht – Textklau im Internet von Fiona Amann & RA Jens O. Brelle, der sich sehr ausführlich mit den verschiedenen rechtlichen Aspekten und Möglichkeiten beim Textklau befasst. Unbedingt reinschauen, denn jedes Diebstahl-Opfer sollte zumindest schon mal was zu Urheberschaft, Strafanzeige, Abmahnung und Schadenersatz gelesen haben, bevor es sich mit derartigen Mitteln juristisch zur Wehr setzen möchte.

Der juristische Gegenschlag verliert leider seinen Charme mit zunehmender Entfernung zum Ziel-Objekt. Ein Spammer oder Dieb im fernen Ausland ist leider schnell außerhalb der Reichweite der örtlichen Judikative, insbesondere wenn Verschleierungen der Kontakt-Daten und Whois-Einträge eine Bestimmung der dahinterliegenden Person oder Firma so gut wie unmöglich machen. Und härtere Bandagen wie DoS-Attacken oder Hacken des fremden Servers verbieten sich, da selber juristisch extrem bedenklich.

Leider ein sehr trauriges Kapitel, dieser Content-Klau. Am bequemsten ist wohl abzuwarten und Tee zu trinken, in der Hoffnung jemand anderes könnte sich die Mühe machen und den Bösewicht abstrafen. Auf der anderen Seite schreit das nach einem neuen Geschäftsmodell. Jemand , der sich darauf spezialisiert, Diebe aufzuspüren und ihnen im angemessenen Umfang den Garaus zu machen. Dieser Jemand dürfte guten Zulauf haben und direkt oder indirekt die eine oder andere Mark damit verdienen.

21 Gedanken zu „Content Klau und Selbstbedienung“

  1. Netter Artikel für die Content-Zecke. ;-) Ich persönlich würde allerdings noch einen nofollow auf den „news.makewebmoney“-Link setzen. Aber da kann man wohl geteilter Meinung sein.

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  2. Ich habe seit geraumer Zeit ein erhebliches Problem mit Content-Klau. Mal abgesehen davon, dass selbst Pseudo-Referenzen wie Wissen-News.de Inhalte ungefragt, wohl aber mit Quellenangabe übernehmen, gibt es aber auch ein paar Typen, die den Inhalt einfach gegen Cash verkaufen.

    Ich habe daher schon einige Male darüber nachgedacht, was man machen kann. Mir ging es in erster Linie nicht um rohe juristische Gewalt, sondern vielmehr um das Einhalten der Spielregeln. Die für mich schwierigste Entscheidung war die Frage, wie man die Ernsthaftigkeit untermauern kann, ohne gleich mit Abmahnung & Co. zu drohen. Ich habe es daher bislang gelassen und den Content regelmäßig aktualisiert.

    Unter dem Strich ist es aber ziemlich dreist, was man sich alles gefallen lassen muss.

    Übrigens: CopySentry kann ich auch empfehlen, lohnt sich aber nur, wenn man wirklich die Eindämmung des Diebstahls bezahlen kann.

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  3. btw, bezüglich Bildern hilft es, wenn man explizit den Referrer der „bösen“ Seite sperrt, also quasi eine Blacklist anstelle einer Whitelist macht.

    Dann erwischt man zwar nicht alle, aber vermeidet Kollateralschaden.

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  4. Pingback: contentklau « mon petit web - chindogu
  5. Contentklau ist abartig, verwerflich und unmoralisch.

    Nur leider wird meine Sichtweise niemanden interessieren.

    Glücklicherweise fällt jeder entwickelte Content unter das vom Gesetzgeber geschützte Urheberrechtsgesetz.

    Daher empfehle ich Contentdieben, ob wissend oder unwissend, die Finger von solchen Texten zu lassen.

    Denn das kann sehr, sehr teuer werden und der Gesetzgeber kennt in diesem Fall keine Gnade.

    … dann fragt doch lieber einen Profi, einen Internettexter, der euch mit Content zum kleinen Taler versorgt.

    Liebe Grüße!

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  6. Tatsächlich spricht es sich auch in Deutschland herum, dass Textklau kein Kavaliersdelikt ist, sondern eine Urheberrechtsverletzung.

    Meine Kanzlei betreut eine zunehmende Anzahl von Betreibern von Webseiten, die sich nicht mehr damit abfinden möchten, dass Fremde sich an ihren Texten bedienen.
    Schließlich steht dem Autor sogar ein Entgelt für die unerlaubte Nutzung seiner Texte zu.

    Die in diesem Zusammenhang oft bemühte Argumentation, der Textklau geschehe meist aus Unwissenheit, überzeugt nicht. Es mag sein, dass einige Textdiebe die Rechtslage nach dem Urhebergesetz nicht kennen. Jedem, der fremde Texte auf seine Seite stellt, ist doch aber bewußt, dass er sich mit fremden Federn schmückt, sich das Ergebnis der Arbeit eines anderen zueigen macht. Und genau hiervor schützt das Urhebergesetz. Wer also Texte einfach übernimmt, weiß bereits alles das, was die Rechtslage ausmacht. Wer dann behauptet, er hätte nicht gewußt, dass Textklau eine Urheberrechtsverletzung darstellt, sagt damit eigentlich nur, dass er nicht wußte, dass diese erkannte Sauerei rechtliche Konsequenzen hat. Wer ein Fahrad stiehlt, muss auch nicht § 242 Strafgesetzbuch gelesen haben, damit man ihm den Diebstahl vorwerfen kann.

    Weiterführende Informationen zu Urheberrechtsverletzungen an Texten gibt es hier: http://www.kanzleischroeder-kiel.de/artikel/urheberrecht/vorgehen-bei-textklau/?child=13

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