Googles PR Spektakel

PR Debakel

Lange hat es gedauert. Eigentlich sogar viel zu lange. Und ein großes Google PageRank Update ist es nicht geworden. Es gab nur ein kleines PR-Update. Dafür aber auch eines, dass es in sich hatte. Und vor allem eines, das für gewaltiges Aufsehen gesorgt hat. Man kann deshalb in wahrsten Sinne des Wortes von einem echten PR Spektakel sprechen.

Einmal im Sinne eines PublicRelations Spektakels, denn die Berichterstattung in den Blogs schlägt hohe Wellen und andererseits im Sinne eines PageRank Spektakels, denn ein derartiges Eingreifen in die heiligen Rankingtabellen des Suchmaschinen-Gottes hatte es bis dato noch nie gegeben.

Nach langen Drohgebärden, einem Update der Webmaster Richtlinien und Einführung eines Meldeformulares für gekaufte Links hat Google endlich zugeschlagen und bei den grünen PageRank Balken aufgeräumt. Wie es scheint wurden Linkverkäufer als auch Linknetzwerke abgestraft. Anbei ein paar Kandidaten.

URL  alt neu
www.etracker.de 8 5
www.zeit.de 7 5
www.chip.de 6 4
www.golem.de 6 4
www.brigitte.de 6 4
www.impulse.de 6 4
www.internetworld.de 6 4
www.geo.de 6 4
www.boerse-online.de 6 4
www.basicthinking.de/blog 6 4

Schon wirklich renomierte Namen, denen Google da am PageRank rumzwackt. In der Regel gehen 2-3 PR-Punkte flöten. Aber Google geht da anscheinend selektiv vor. Im Fall von Robert Basic seinem Blog ging zwar das Blog von 6 auf 4 um zwei Punkte runter, die eigentliche Startseite erfreut sich aber immer noch eines PR 5. Auch hat es noch lange nicht alle „linken“ Anbieter erwischt, Stern, Capital und Co. erfreuen sich auch jetzt immer noch bester Gesundheit.

Der springende Punkt kommt jedoch noch. Was passiert denn nun außer dieser PR-Balken Kosmetik? Werden die Rankings der betroffenen Seiten leiden? Kann ich nicht wirklich glauben, dazu sind die Inhalte der meisten Webseiten zu wertvoll für Google. Ich sehe das mehr als einen Warnschuss um die Linkverkäufer und Käufer aufzuschrecken. Mit Erfolg, wie die ersten Reaktionen zeigen. Werbeanzeigen werden abgebaut, Mails kündigen das Ende von Linkverkaufs-Dienstleistungen an. Sowohl auf Seiten der Verkäufer als auch Mieter wird es einige Aussteiger geben.

Werden die Links noch vererben? Ich denke nicht, denn dann hätte Google wirklich was falsch gemacht. Die Frage ist höchstens, wie gut ist Googles Erkennungsquote. Soll man drin bleiben in der Linkmiete, wenn der PageRank Balken auf der Verkäufer-Seite nicht gewackelt hat? Oder ist das rausgeschmissenes Geld? Noch fataler, macht es Sinn jetzt in Panik aus allen Mieten auszusteigen und so ein deutliches Zeichen der Veränderung für Google zu setzen?

Diese Überlegungen stehen und fallen mit Googles Umgang mit den Linkmietern. Werden die Links lediglich rausgefiltert, dann kostet das zwar Geld und den ergaunerten Teil des PageRanks / Trusts, die Seiten wären aber halbwegs heile aus der Sache rausgekommen und die Rankings in manchen Bereichen vielleicht kaum verändert, weil ein Großteil der Konkurrenz ebenfalls auf Linkmiete gesetzt hat ;-) Kann Google die Mieter in Massen abstrafen? Wohl kaum, erstens gäbe es dann ein echtes PR-Spektakel und zweitens sind die betroffenen Seiten meist von ganz guter Qualität.

Und drittens ist m. E. Google mit Schuld an dieser Entwicklung. Wer so lange zaudert und nichts tut, der verleitet nicht nur viele Webmaster zum Einsatz solcher Mittel, der zwingt sie schon fast dazu. Denn welcher Geschäftsmann kann es sich leisten, Monat für Monat mit anzusehen, wie die Konkurrenz an ihm mit Leichtigkeit vorbeizieht, wie seine Einnahmen sinken, weil andere mieten und wie seine Rankings fallen, während die der Konkurrenz fleißig steigen. Mit ehrlichen Methoden kommt man in vielen Branchen gegen eine solche Brute-Force Strategie nicht an.

Ich hätte mir solch eine Aktion damals zu Linktrade.biz Zeiten gewünscht, auch damals hatte Google sehr lange gebraucht, um auf das automatische Linktausch System zu reagieren. Was soll man einem Kunden erklären, der mit dem Keywort „Private Krankenversicherung“ von 1 auf 7 runterrutscht, weil lauter Linktrader sich mit zudem qualitativ recht fragwürdigen Seiten über ihn geschoben haben und ihm dadurch jeden Tag 1000 Euro aus dem Portemonnaie gestohlen gezogen haben. „Ruhe bewahren“, „Glaub an das Gute“, „Google wird es schon richten“ oder „Alles wird gut“ wären so Sätze die man versuchen könnte. Nur wenn Woche für Woche ins Land zieht und nichts passiert, dann kann das ziemlich nervig werden.

Mit dem Linkverkaufen ist es auch nicht viel anders. Immer wieder predigt man, dass Linkmieten ungesund ist. Dass Google das schon richten wird. Und was passiert? Mieten funktioniert nicht nur wie blöd, es entstehen sogar eigene Dienste und Marktplätze zum Mieten und Vermieten von Links. Selbst in Google Anzeigen wird fröhlich die Linkmiete beworben. Hallo, das kann dann ja nicht so schlimm sein, wenn Google sogar die Linkmiet-Werbung toleriert. Oder etwa nicht?

Und jetzt haben wir den Salat. Google steckt in einem echten Dilemma. Erstens muss man Stärke zeigen, zweitens darf man unschuldig in Not geratene Webmaster nicht zu hart bestrafen, drittens kann man sich schon jetzt auf die nächste Generation Linkverkauf einstellen, wo dann die Links im Text verschwinden, inhaltlich relevanter werden und keine simplem Muster mehr die Erkennung erleichtern.

Und jetzt bin ich noch auf den Big Bang gespannt. Eigentlich muss es noch einmal richtig krachen und ein Exempel statuiert werden. Das hier kann ja nicht alles gewesen sein. Irgendein Linkverkäufer muss noch den Blattschuss versetzt bekommen. Und nicht nur hier bei uns, eigentlich bräuchte jedes Land zur Abschreckung solch eine gogolistische Macht-Demonstration.

24 Gedanken zu „Googles PR Spektakel“

  1. Pingback: Frank Helmschrott
  2. Ich finds köstlich. Hat meinen Tag gemacht. Schadenfreude? Ja. Defintiv. Das Problem liegt wie immer zwischen den Ohren. Seit der BMW-Geschichte hab ich nichts hinzuzufügen und ich denke mein damaliges Posting dazu werde ich noch öfter rausholen können.

    Antworten
  3. >>Was soll man einem Kunden erklären, der mit dem Keywort “Private Krankenversicherung” von 1 auf 7 runterrutscht, weil lauter Linktrader sich mit zudem qualitativ recht fragwürdigen Seiten über ihn geschoben haben und ihm dadurch jeden Tag 1000 Euro aus dem Portemonnaie gestohlen gezogen haben<<

    Diese Aussage kann ich nicht nachvollziehen. Schließlich hast Du Deinen „Kunden“ auch mit entsprechenden Mitteln nach oben gebracht/manipuliert. Davon abgesehen gab/gibt es eh nur eine Handvoll realer Anbieter in diesem Bereich und der Rest besteht aus Pseudo-Content und Weiterleitungen.

    Und wenn man sieht, wie sich einige Blogger – inkl. Dir – um Sex-Keys und entsprechendes Ranking bemühen kommt mir das doch recht scheinheilig vor.

    Nimms nicht persönlich, ich lese Dein Blog eigentlich regelmäßig und gerne…

    Meiner Meinung nach ist die Sache mit Linkverkauf etc schon so tief in den Dreck gefahren das es kein „sauberes“ entkommen mehr geben wird. Schon garnicht für unbeteiligte, denn für die war es bislang noch nie „fair“.

    Geo

    Antworten
  4. der kunde war schon oben, ich habe den da nicht hingebracht. die inhalte waren besser als der ganze andere kram der dann hochrutschte. über die güte einiger seiten die zur zeit für diverse keywörter weit oben stehen lässt sich diskutieren – denn das ist oftmals nicht der bringer für die user.

    youporn war ein experiment, dass in der form von mir nicht erwartet wurde. zudem verzichte ich mittlerweilel „gänzlich“ auf kommerz dort, etwaige werbe massnahmen waren aber sehr lehrreich. auch habe ich es mir verkniffen das teil über kommentare etc hochzuspammen, wie es eine menge anderer blogger getan haben. in summe hatte das ganze eine menge unterhaltungswert. zu guter letzt sollte ein großteil der einnahmen einem guten zweck zukommen, siehe Beitrag layer-ads. dazu stehe ich auch heute noch, auch wenn der erste Versuch leider nicht so funktioniert hat wie beabsichtigt.

    Bei „Karre in den Dreck gefahren“ muss ich dir voll zustimmen, wie man es dreht oder wendet, „gerecht“ geht es dabei leider nicht zu. Leider haben in diesem Spiel alle Beteiligten so ihre Probleme.

    Antworten
  5. >>der kunde war schon oben, ich habe den da nicht hingebracht. die inhalte waren besser als der ganze andere kram der dann hochrutschte.<<

    Ich werde jetzt nicht fragen wieso jemand, der mit “Private Krankenversicherung” auf Platz 1 (!) steht (ich lasse mir die Position jetzt noch mal auf der Zunge zergehen) einen SEO engagiert ;)

    P.S. Ich hatte mit dem Bereich nie viel am Hut. Käme alles so noch mal würde ich auch mal richtig reinschnuppern ;)

    Antworten
  6. @geo – war definitiv so, habe den kunden gewissermassen geerbt. ausserdem gibt es noch mehr bereiche und keywörter, die es zu optimieren lohnt ;-) und seo geht von white bis black. ich bevorzuge dabei definitiv die weisse seite der macht. versuchungen gibt es dabei natürlich immer wieder. auf dauer kann man denen nicht allen widerstehen.

    Antworten
  7. Schön gebrüllt, Gerald ;-) Mich hat es auch getroffen, Abwertung von PR6 auf PR3. Dann noch eine Site von 5 auf 3. Auf der einen Seite kann ich Googles Maßnahme nachvollziehen, auf der anderen Seite nicht. Wenn ich mir themenrelevante Werbekunden suche (nicht die üblichen Verdächtigen), die mittels normalem Link an prominenter Stelle werben (Traffic) und bestraft werde, nur weil ich mich nicht dem Nofollow-Wahn beuge, dann suckt das richtig. Aber klar, da kann Google nicht differenzieren und nimmt Kollateralschäden in Kauf. Fazit: Die Abstrafung kümmert mich nicht, ich werde nichts entfernen. So what…

    Antworten
  8. wau, was ein abgeklärter artikel!
    alles drann und drinne was dazu gehört und eine gute perspektive demonstriert! alle punkte sind 100% zu untersreichen.
    die frage ist nur, wie raus aus dem dilemma?

    was mich angeht so glaube ich das sich google hier ein eigentor schießen könnte! warum? reines bauchgefühl! villeicht ist aber auch nur der wunsch der vater dieses gedanken ;)
    auf jeden fall freut es mich das es zu dem ganzen thema mittlerweile mehr als nur ein guter artikel unter den seo-blogern geschrieben wurde!

    Antworten
  9. Hallo Gerald,
    guter Artikel. Vieles sehe ich sehr ähnlich!
    Man sollte sich auch mal Gedanken machen was passiert, wenn Google diese „Politik“ konsequent fortführt!
    Dann sind bald die Artikelverzeichnisse dran!
    (Hier werden keine Links verkauft, sondern gegen Content getauscht!)
    Auch „Manipulationsversuch“!
    Wenn Links aus AV nicht mehr gewertet werden, ist das Geschrei unter den Webmastern und besonders bei einigen „SEOs“, deren Strategie auf Einträge in AVs basiert, noch weit größer als das was man heute in diversen Foren und Blogs vernehmen kann!

    Antworten
  10. Pingback: CS Internet Blog
  11. Ein toller Artikel.
    Aber war das nicht abzusehen was passiert. Natürlich versucht Google seine Position auszunutzen. Immerhin nutzt ja auch jeder der sich mit PR beschäftigt diesen Faktor. Es geht nunmal nur um das eine… Geld verdienen.
    Und ich kann Google ja nicht vorwerfen das sie besser machen als ich.
    Als weiter an der Seite Basteln, versuchen Gute Linkpartner zu finden und so weiter und so fort

    Grüße Klaus

    Antworten
  12. Sehr treffend analysiert. Ich vergleiche die Abstrafung von Linktausch/Linkkauf immer mit dem Verbot von fragwürdigen Parteien. Da wird immer gesagt, daß diese dann in den Untergrund abwandern. Ähnlich wird es sich mit dem Linktausch/-kauf verhalten. Dann wird halt privat bezahlt und unsichtbar über drei Ecken (Projekte) verlinkt und dann wird auf kein Filter von Google zuverlässig greifen, ohne ganz viele „ehrliche“ Webmaster zu treffen. Google sollte den reinen Content besser bewerten (können) und vielleicht anhand der Klickrate auf die Suchergebnissen die Seiten bewerten. Das wäre zumindest dann eine neue sportliche Betätigung für den geplagten SEO – täglich 100000mal auf die eigene Seite klicken, bei jedem denkbaren Keyword… ;-)

    Antworten
  13. Pingback: fob marketing
  14. Sagen wir es mal so… Der Potenzbalken ist etwas geschrumpft, bei einem mehr bei einem weniger. (Fast wie im echten Leben :-) )
    Es wird bestimmt noch viele solche Aktionen von G. geben, aber wer auf stabilen Fundament gebaut hat, wird es auch überstehen.

    So wie es Klaus schon sagte: „Also weiter an der Seite Basteln, versuchen Gute Linkpartner zu finden und so weiter…“ Sehe ich auch so ;-)

    Antworten
  15. Pingback: Alter Falter!
  16. Pingback: Anonymous

Schreibe einen Kommentar