AntiSeo-Award reloaded

Es ist mal wieder Zeit für einen Anti-SEO Award. Doch bevor ich mich irgendwelchen neuen Kandidaten widme, werfe ich noch einen Blick auf die beiden Kandidaten vom letzten Jahr. Das war zum einen die Arbeitsagentur und zum anderen das Sozialgericht Bremen.

Fangen wir mit der Arbeitsagentur an. Wir erinnern uns, dass im letzten Jahr die Website an einer Robots-Sperre litt. Nun also der aktuelle Blick in die robots.txt des zugehörigen Webservers:

User-agent: *
Disallow: /

Auf gut Deutsch: „Zutritt verboten für Suchmaschinen aller Art!“ Weitere Analysen erübrigen sich. Wer derart rigoros alle Robots aussperrt, der hat entweder das Web nicht verstanden oder Probleme mit der Performance seiner Server – oder beides.

Natürlich ist das völlig undenkbar. Nur die besten und teuersten Berater und Entwickler wurden für das Projekt Arbeitsagentur ausgewählt und so muß der wahre Grund für das Aussperren aller Robots woanders zu finden sein. Mit ein wenig Grübeln und Gehirnschmalz kommt man den wahren Motiven dann tatsächlich auf die Spur. Vergleichsstudien haben gezeigt, dass andere Stellenmärkte in der Vermittlung von Arbeitslosen weitaus effektiver abschneiden als die Arbeitsagentur. Was liegt da näher, als die Seiten der Arbeitsagentur in den Suchmaschinenindizes zu unterdrücken, damit sie den anderen Stellenmärkten nicht die Jobsuchenden wegschnappt. Wie gut diese Strategie aufgeht beweisen die aktuellen Arbeitslosenzahlen ;-)

Wenden wir uns nun dem Sozialgericht Bremen zu. Eine Google-Suche nach dem „Sozialgericht Bremen“ fördert Ernüchterndes ans Tageslicht. Das Sozialgericht befindet sich lediglich auf dem 4. Platz, Shopblogger Björn Harste und das lawblog haben es sich auf den Plätzen darüber bequem gemacht. Auch irritiert der kryptische Eintrag der Bremer Webseite, ganz ohne Titel und Beschreibung, nur als URL und ohne Cache-Eintrag. Das lässt Schlimmes erahnen. Ihr könnt ja mal 10 Sekunden darüber nachdenken, was das nun wieder zu bedeuten hat.

Aufklärung gefällig? Dann seht euch einfach nur die Bremer robots.txt Datei an und staunet. Allem Anschein nach sind die Bremer bei der Arbeitsagentur in die Lehre gegangen und haben gnadenlos ihr einstiges Vorzeige-Portal aus dem Index gepustet. Knapp 3 Millionen Webseiten hat es zerrissen, die wenigen Resultate mit Titel und Beschreibung gehen auf die dazugehörigen ODP-Einträge zurück. Irgendwie krank, wer sperrt schon freiwillig Besucher zu Tausenden von seinen Webseiten aus? Ich kann mir das nur so erklären. Die Berater und Entwickler des Arbeitsamt-Projektes wurden nach Projektende arbeitslos und sind daraufhin von ebendieser Arbeitsagentur an die Stadt Bremen vermittelt worden, wo sie in alter Manier den Suchmaschinen-Robots den Garaus gemacht haben.

Anders kann es gar nicht gewesen sein, oder hat wer ne bessere Idee?

5 Gedanken zu „AntiSeo-Award reloaded“

  1. Der AntiSeo-Award ist schon eine feine Sache. Du solltest Dir diesen Namen vielleicht mal schützen lassen, Gerald. ;-)

    Ich würde wetten, dass auch die Berater der Arbeitsagentur nicht auf den Mund gefallen sind. Wenn ich gelegentlich von ein paar global Playern gefragt werde, was an ihrer WebSite wohl faul ist, sind deren Berater meist schon mit einigen zig-tausend Euro wieder abgezogen. Probleme wie die mit der robots.txt (in 5 Minuten zu lösen!), werden dann meist nachträglich mit ein paar weiteren Tausendern gelöst (Begründung: die ganzen Meta-Tags mussten ja auch noch umgebaut werden. Kaum vorstellbar, dass das bei großen Systemen länger dauert als weitere 5 Minuten. ;-)) – und mit einfachen Antworten begründet: „Damals war ja noch nicht klar, ob sich das Design nicht noch einmal ändern sollte.“

    Unglaublich – aber damit geben sich die Geldverbrenner unserer Wirtschaft wirklich zufrieden und zahlen noch einmal drauf – ohne übrigens das System selber wirklich analysieren und optimieren zu lassen. Man hat Vertrauen, sagt sich, „die Agentur hat einen guten Namen“ und investiert fröhlich weiter in Richtung Geld verbrennen… Denn, wer sich x-tausend Euro im Monat für Google Adwords leisten kann, braucht ja schließlich keine Suchmaschinenoptimierung mehr… Budget erhöhen reicht. ;-)

    Na ja, ich bin sicher, dass auch die Arbeitsagentur auch eine gute Begründung hat. Z.B. „Wir haben sowieso schon zu viel Traffic – bloß keine Suchmaschinen mehr!“ – Oder: „Unsere Kunden kommen ohnehin über die Werbung – oder direkt über das Arbeitsamt.“ Oder einfach: „Unsere Adresse kennt doch jeder – wer geht da schon den Umweg über Google?“ ;-)

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  2. Nachtrag: Wenn ich das in den Nachrichten richtig verfolgt habe, sind unsere Arbeitslosenzahlen übrigens kaum noch aussagekräftig. Die Anzahl der Privatinsolvenzen ist massiv gestiegen – und die Arbeitslosenstatistiken werden mehr frisiert, denn je – z.B. mit 1,- Euro-Job-Programmen.

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  3. Habe folgendes in den Nutzungsbedingungen der Arbeitsagentur gefunden:

    #####
    Die Bundesagentur für Arbeit untersagt hiermit
    * die teilweise oder vollständige Verwertung oder Vervielfältigung ihrer Datenbank;
    (…)
    * eine Vervielfältigung, Verbreitung, Ausstellung, Aufführung, Vorführung und Sendung sowie eine Wiedergabe durch Bild- oder Tonträger oder von Funksendungen aus dem Portal „arbeitsagentur.de“.
    Quelle: http://arbeitsagentur.de/vam/generic/nb.html
    #####

    Meiner Meinung nach erklärt das den Ausschluss von Suchmaschinen. Ob man das Vorgehen nun gut oder weniger gut findet, bleibt dahingestellt. Aber Grundsätzlich kann ich das Vorgehen schon verstehen. Inhalte von so brisanter und aktueller Natur, sollten nur auf dem Portal der Agentur oder den angeschlossenen Jobbörsen sichtbar sein. Nur dort ist garantiert, dass der Nutzer den aktuellsten Stand der Anzeige erhält und nicht irgendein Stand von vor 4 Wochen oder länger.

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